Zur Frage der Hotpants.
Einerseits ist es durchaus so, dass körperbetonte Klamotten die Mitschüler ablenken können. Andererseits aber, wenn der Unterricht langweilt und der Geist nur einen Anlass sucht abzuschweifen, da genügt es auch mit dem Finger unter dem Träger des Tops einmal auf- und abzufahren, die Beine kunstvoll übereinanderzuschlagen oder mit dem Finger Kringel ins Haar zu machen.
Interessant wäre noch gewesen, was Frauen/Mädchen bei Jungs und Männern ablenken kann oder gibt es da nichts? Die Werbung macht doch den Eindruck, dass Größe und Stärke gut ankommen, aber natürlich auch ominöse Coolness.
Überrascht war ich über den Verlauf des Gesprächs an der Stelle, als Barbara sinngemäß sagte, der selbst eher verklemmte Biolehrer habe ermuntert erstmal abzukichern, und dann solle es ein paar Monate um Sexualität gehen, aber es sei dann nur um Fortpflanzungsfunktionen gegangen (bei mir damals auch um Geschlechtskrankheiten, prost!). Und Katrin: Ja, voll supi, so ein toller Pädagoge! Supi meine Dazudichtung, aber ist das nicht Teil des Problems?
Gehört nicht Balzverhalten, Gefühle, die Psychologie und der soziale Kontext in dem sich das abspielt nicht langsam mal in die Lehrpläne gehoben und thematisiert? Wo sonst sollte das denn thematisiert werden?
Andererseits halte ich die Thematisierung im Unterricht, wo es üblicherweise Noten gibt und ein richtiges Vertrauensverhältnis zu Lehrern sich nur mit Glück und Können entwickelt auch für schwierig, aber man geht ja nicht zur Schule weil es leicht ist – auch der Lehrer sollte das nicht.
Irgendwie ist es lachhaft, dass an den Schulen die menschliche Sexualität vermittelt wird, als ginge es um die Sexualität von Fischen. Aufgeklärtes Abendland – haha! Ich bin übrigens auch so ein Verklemmter aber die ganze Gesellschaft ist da doppelbödig: Wir geben uns eine sexualisierte Fassade mit sexy Kleidung, sexualisierter Werbung, Pornos, Fernsehserien die sich nur darum drehen, aber einer rationalen, offenen Diskussion weichen wir aus.
Entsprechend peinlich, dass man noch mit Begriffen rumdoktorn muss wie Victim-Blaming und Rape-Culture. Der Distanzierung wegen müssen die wohl auch im wissenschaftlich/modischen Englisch verbleiben.
In der Beziehung fand ich aber Euren Beitrag auch besonders stark, mit dem Hinweis darauf, wie man sich selbst in der Jugend aufgebrezelt hat, um begehrt oder geküsst zu werden. Die Formen ändern sich etwas mit zunehmender Reife, aber das bleibt doch ein Thema. Im Mann-Frau-Diskurs, bei dem Lesben und Schwule und Transgender usw. natürlich noch mal Sonderrollen einnehmen fällt das aber auch meist unter den Tisch: Das Verlangen/Begehren, der Status, der damit einhergeht, die Konkurrenz untereinander, die Rivalitäten, auch wenn man gar nicht konkret auf etwas aus ist, aber als Basso Continuo läuft dies doch immer mit. Flirten, Komplimente, Aufmerksamkeiten und auf der anderen Seite das hässliche Mobbing, Abwerten, Ausstechen.
Ich fürchte wir sind als Spezies zu sehr in diesen Rollen befangen um zu mehr als zu zweit darüber zu reden, weil ständig mehrere Beziehungsebenen gleichzeitig mitlaufen und jeder Satz, jedes Verhalten mehrdeutig interpretiert werden muss – solange davon vieles unbewusst abläuft geht es noch, aber wenn man es sich bewusst machen will sind wir rasch überfordert.
Manchmal frage ich mich bei Eurem Podcast, wo denn jetzt die eiskalte Analyse bleibt, aber wahrscheinlich seid Ihr einfach schon einen Schritt weiter. Die offene Haltung und persönliche Ernsthaftigkeit wirkt dann auf mich doch so, dass ich noch ein weiteres Mal über Sachen nachdenke, die ich für schon für mich geklärt hielt. Ich glaube ein bisschen was zu lernen, dabei ist meine große Stärke doch das Besserwissen! 😉
Ah – ich wollte noch das Stichwort “Symmetrie” einbringen. Das Phänomen, dass es im Mann-Frau-Verhältnis so oft keine Symmetrie gibt. Ich halte eine Symmetrieerwartung für falsch aber auch für das Problem, das wir nicht lösen werden. Also etwa bei körperlichen Reizen. Gut – ich weiß nicht wie man das messen sollte, aber ich meine, man kann Männern nicht vorwerfen stärker auf das Äußere von Frauen zu achten als umgekehrt. Und man könnte, wenn man hier Gleichheit einfordert ebenso gut sagen: Sollen doch die Frauen auch mehr auf die körperlichen Reize von Männern achten! Könnten sie das?
Ich meine sie könnten sicher ein paar Tricks lernen, damit es so aussieht als ob, aber ich glaube nicht, dass da viel zu erreichen ist, außer Schauspielerei. Und so ist es auch bei Männern. Lippenbekenntnisse ja, aber substantiell ändert sich da nichts. Wir können uns nur lernen besser selbst zu verstehen und verantwortungsvoller damit umgehen wie wir sind – viel ändern daran wie wir sind können wir m.E. nicht.
Hier breche ich dann doch mal ab und wünsche alles Gute!